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Spiegelöffnung sind die Doppelsterne y in der Jungfrau, ß im Orion, der Polarstern u. a. sehr gut aufgelöst zu sehen. 1)

Wahrnehmung von Licht und Farbe.

Die brechenden Medien im Auge des Menschen und der Wirbelthiere entwerfen, wie bekannt, ein Bild der Außenwelt auf die mit dem Namen der Nezhaut oder Retina belegte Ausbreitung des Sehnerven, welche das lezte jener Medien, den gallertartigen Glaskörper, umgiebt, selbst aber wieder von der Aderhaut oder Chorioidea umschlossen wird. Obgleich die

1) Ein derartiges Instrument mit messingenem, zusammenlegbarem Dreifuß, mit vierzölligem Spiegel, verticaler und horizontaler, grober und feiner Bewegung, einem Sucher, 2 Sonnengläsern, einem terrestrischen und 2 astronomischen Ocularen mit 50-200-facher Vergrößerung, sammt Casette kostet 180 Gulden österreich. Währung.

Nezhaut nur eine Dicke von 0,2 bis 0,5 Millimeter besißt, so ist sie doch sehr complicirt zusammengesetzt, und Henle unterscheidet in ihr zehn verschiedene Schichten. Die innerste derselben, die Membrana limitans, hängt mit der den Glas= körper umhüllenden Glashaut zusammen. Dann folgt eine aus radialen Verzweigungen des Sehnerven bestehende Schicht, deren Fasern mit den Zipfeln der sternförmigen Zellen zu= sammenhängen, welche die dritte Schicht bilden. Unter der= selben lagern mehrere Körnerschichten, die äußerste Stelle aber, an der Grenze der Aderhaut, nimmt die sogenannte Stäbchenschicht ein. Dieselbe besteht aus palissadenförmig, rechtwinklig zur Oberfläche der Chorioidea nebeneinander stehenden Stäbchen von 0,07 Millim. Länge und 0,002 Millim. Dicke und aus etwas längeren, halbcylindrischen und halbkegelförmigen Zapfen von 0,003 bis 0,006 Millim. Dicke. Von den nach innen gekehrten Enden dieser Stäbchen und Zapfen gehen höchst feine Fasern durch die Körnerschichten hindurch nach den Zipfeln der Nervenzellenschicht. Nach Mar Schulze enthält jedes Stäbchen und jeder Zapfen ein aus Nervensubstanz gebildetes Innenglied und ein aus zahlreichen durchsichtigen Plättchen bestehendes Außenglied. Daß diese Stäbchenschicht der eigentliche Sit der Lichtperception sei, ist schon seit längerer Zeit bekannt, Höchst interessante Aufschlüsse sind uns aber in den lezten Jahren über den photochemischen Proceß in der Nezhaut zu theil geworden. Zunächst nämlich machte F. Boll in Berlin, ein Schüler von Max Schulze und Dubois-Reymond, gegenwärtig Professor in Rom, die Wahrnehmung einer cigenthümlichen Färbung der Nezhaut des Auges im lebenden Zustande, die nach dem Tode verschwindet.,,läßt man“, so schreibt er, 1),,einen im Dunkeln aufbewahrten Frosch_durch einen Gehilfen köpfen, und präparirt mit möglichst geringem Zeitaufwand einen Augapfel, halbirt ihn mit einer Scheere und zieht mit einer feinen Pincette die Retina von dem dunkeln Grunde des retinalen Bigmentes und der Chorioides ab, so erscheint sie im ersten Augenblick intensiv purpurroth gefärbt. Während der nächsten 10, im günstigsten Falle 20 Secunden (erstes Stadium) verblaßt diese Farbe allmählich

1) Monatsber. der Berliner Akad. 1876, Novemberheft, S. 783.

und ist nach Verlauf dieser Zeit gewöhnlich vollständig verschwunden. Die Retina zeigt dann während der nächsten 30 bis 60 Secunden, mitunter auch länger (zweites Stadium), einen atlasartigen Glanz. Allmählich verliert sich auch dieser, und die Retina wird vollkommen durchsichtig, in welchem Zustande sie eine Viertelstunde und auch noch länger verharrt (drittes Stadium). Dann wird sie allmählich trübe und undurchsichtig."

Die mikroskopische Untersuchung hat nun gezeigt, daß sowohl die Purpurfarbe des ersten Stadiums, wie der Atlasglanz des zweiten ihren Sie haben in der Stäbchenschicht der Nezhaut, und zwar allein in den stark lichtbrechenden und aus äußerst seinen übereinander geschichteten Plättchen aufgebauten Außengliedern, welche im ersten Stadium purpurroth erscheinen und innerhalb des zweiten atlasartig glänzen. Gegen Ende des zweiten Stadiums quellen die Stäbchen auf und verlieren ihren Glanz, ihr Brechungsinder nähert sich dem der übrigen Schichten, und die Nezhaut wird im nächsten Stadium vollkommen durchsichtig. Die Trübung im vierten Stadium ist eine Folge des Gerinnens von Eiweißzkörpern in den übrigen Nezhautschichten.

Es scheint nach Boll eine ganz allgemeine Regel zu sein, daß jene eigenthümliche, aus übereinander geschichteten Plättchen aufgebaute Substanz, welche in der Retina der Wirbelthiere die Außenglieder der Stäbchen und Zapfen und im Auge der Wirbellofen diesen physiologisch äquivalente Dr= gane bildet, bei allen Thieren eine sehr charakteristische purpurrothe Farbe zeigt, die während des Lebens sehr intensiv ist, im Tode aber meist außerordentlich schnell vergeht." Diese rothe,,Eigenfarbe der Nezhaut wird während des Lebens beständig durch das in die Augen fallende Licht verzehrt. Dif= fuses Tageslicht macht die Purpurfarbe der Netzhaut erblassen. Längere Einwirkung directen Sonnenlichtes (Blendung) ents färbt die Retina vollständig. In der Dunkelheit stellt sich die intensive Purpurfarbe alsbald wieder her. Diese objective Veränderung der Außenglieder der Stäbchenschicht durch die Lichtstrahlen bildet unstreitig einen Theil des Schactes."

Diese purpurne Färbung der Stäbchenschicht, die schon von Leydig 1857 und von Max Schulze 1866 bemerkt,

Jahrb. der Erfindgn. XIV.

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aber nicht weiter untersucht worden ist, bildet nun den Gegenstand weiterer Studien von W. Kühne, Professor der Phyfiologie in Heidelberg. 1) Derselbe fand, daß der Farbstoff der Nezhaut, dem er den Namen Sehpurpur beilegt, auch nach dem Tode nur durch das Licht zerstört wird. Wird das Auge nach dem Tode nicht dem Lichte ausgesezt, sondern im Dunkeln aufbewahrt, so erhält sich die Purpurfarbe; im Gaslicht bleicht sie so langsam, daß man die Retina präpariren und ihre allmähliche Entfärbung beobachten kann; bei Beleuchtung mit homogenem Natriumlicht verschwindet der Sehpurpur beim Frosch wie beim Kaninchen selbst nach 24 bis 48 Stunden nicht, tros deutlich eingetretener Fäulniß.

Indem Kühne seine Untersuchungen an Frosch- und Kaninchenaugen in einem dunkeln Zimmer anstellte, das durch Natriumlicht beleuchtet wurde, gelang es ihm, das Verhalten des Sehpurpurs gegen verschiedene Reagentien festzustellen. Er fand, daß die Purpurfarbe zerstört wird durch eine Temperatur bis zu 100° C., ferner durch Alkohol, Eisesssig, con= centrirte und 10-procentige Natronlauge, wogegen sie nicht verändert wird durch Behandlung mit Chlornatriumlösung, starker Ammoniakflüssigkeit, Soda- oder Alaunlösung, Bleiacetat, Essigsäure von 2 Proc., Gerbsäure von 2 Proc., 24-stün= stündiges Maceriren in Glycerin oder Aether, oder Eintrocknen auf einer Glastafel. In allen diesen letteren Fällen zeigte die Nezhaut, wenn man sie nachher an's Tageslicht brachte, noch ihre rothe Farbe und verblaßte dann mehr oder minder schnell. Sehr lang behielten ihre Farbe Neßhäute, die mit Ammoniak behandelt oder auf Glas getrocknet worden

waren.

Bei Untersuchung der verschiedenfarbigen Lichtstrahlen fand Kühne, daß die brechbarsten Strahlen des Spectrums die kräftigste Wirkung auf den Sehpurpur ausüben, wogegen die rothen Strahlen so wenig wirken als die gelben.

Die Untersuchungen Kühne's bestätigten ferner den von Boll gefundenen Saß, daß der Sehpurpur beim Sehen fortwährend zerstört wird, zugleich gelang es ihm aber auch nachzuweisen, daß die Restitution dieses Farbstoffes durch die Be

1) Centralbl. f. medicin. Wissensch. 1877, Nr. 3. 4.

rührung der Nezhaut mit ihrer natürlichen Unterlage veran= laßt wird.

Ein in dieser Hinsicht lehrreiches Experiment ist das folgende. Die zwei frisch exstirpirten Augen eines Frosches wurden genommen, von dem einen wurde die Retina entfernt, während durch das andere ein äquatorialer Schnitt gemacht wurde, so daß die Retina blosgelegt wurde, aber auf ihrer natürlichen Unterlage blieb. Beide Präparate wurden dem diffusen Tageslichte ausgefeßt, bis die isolirte Retina gebleicht war. Als nun das andere Präparat in die Kammer mit gelbem Licht gebracht und die Retina isolirt wurde, zeigte sie eine dunkelrothe Farbe; sie wurde aber rasch gebleicht, als sie im isolirtem Zustande dem Tageslicht ausgesetzt ward. Statt des diffusen Tageslichtes wurde bei anderen Versuchen mit gleichem Erfolge directes Sonnenlicht angewandt.

Es gelang ferner Kühne, die Netzhaut theilweise von der darunterliegenden Chorioidea abzuheben und dann so lange dem Lichte auszuseßen, bis in dem losgelösten Stück der Sehpurpur zerstört war, während der übrige Theil gefärbt blieb; dann das abgehobene Stück der gebleichten Retina wieder behutsam auf seine natürliche Unterlage zu bringen und_nun auch in einiger Zeit die Purpurfarbe wieder erscheinen zu sehen.

Diese Regeneration des Sehpurpurs findet nur im le= benden Gewebe statt; sie ist wahrscheinlich eine Function der hexagonalen Pigmentzellen, welche das Epithelium der Nezhaut bilden, aber scheinbar unabhängig von dem schwarzen Pigment, welches dieses Epithelium im normalen Zustande enthält. Da diese Regeneration aufhört mit dem Leben der Schichten, welche die Zapfen- und Stäbchenschicht überlagern, so wird sie beim Frosche länger nach dem Tode beobachtet als beim Kaninchen.

Aus den Kühne'schen Beobachtungen muß man schließen, daß normales Sehen nur dann möglich ist, wenn ein bestän= diges Gleichgewicht zwischen dem Bleichen des Sehpurpurs in den Stäbchen und der purpurerzeugenden Thätigkeit in der Unterlage der Retina besteht. Wenn aber dieses Gleichgewicht gestört ist, so wird man auf der Nezhaut dauernde Bilder oder Optogramme erwarten dürfen.

Das letztere ist durch directe Versuche bestätigt worden. So wurde beispielsweise ein albinotisches Kaninchen nach kurzer

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