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RICHARDSON.

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SAMUEL RICHARDSON, der Shakspeare unter den Románschreibern, oder, wie ihn andere mit grösserm Recht genannt haben, der Rousseau der Engländer, stammte aus einer guten, aber armen Familie, und wurde 1689 in Derbyshire, man weifs nicht genau, an welchem Orte, geboren. Er besuchte eine der Schulen dieser Grafschaft, fand aber weniger Vergnügen an den alten Sprachen (dem fast einzigen Gegenstande des öffentlichen Unterrichts in England), als an Beobachtung der Natur, am Umgange mit einsichtsvollen Personen und an moraliseher Lektüre. Zu arm, als dafs er zu einem gelehrten Fache erzogen werden konnte, bestimmte er sich zum Buchdrucker, aus keinem andern Grunde, als weil er auf diesem Wege seine Lesebegierde am besten befriedigen zu können glaubte, 1706 trat er seine Lehrjahre zu London an. Er lernte seine Kunst gründlich, und wandte dabei eine jede, von seinen Mitarbeitern den geräuschvollern Vergnügungen gewidmete Stunde, zur Veredlung seines Herzens an. Besonders übte er sich fleifsig im Briefstyl, and erreichte hierin, wie seine Schriften bezeugen, eine seltene Vollkommenheit. Nachdem er mehrere Jahre in einer Druckerei als Korrektor gearbeitet hatte, wurde er 1715 zu London ansäfsig, und trieb die Buchdruckerkunst mit vielem Ruhm, So wenig er der Gunst der Buchhändler leben durfte (denn er druckte gewöhnlich für das Parliament), so häufig wurde er gesucht, weil er in Anfertigung von Registern, Vorreden und Zueignungschriften eine ganz vorzügliche Fertigkeit hatte. Und wirklich versah er viele zu seiner Zeit erschienene Werke

mit diesem nöthigen Zubehör, Das ansehnliche Vermögen, welches er sich bald durch seine Thätigkeit zu erwerben wusste, verwandte er gröfstentheils auf die Unterstützung Nothleidender und auf gastfreundliche Aufnahme gebildeter Persanen aus allen Ständen. Er hatte deren beständig sowohl in seinem Hause zu London, als auf seinem Landsitze zu Parsonss-Green in der Nähe der Hauptstadt, eine grofse Anzahl um sich. Besonders fand er viel Vergnügen an der Unterhaltung mit dem zweiten Geschlecht, und stand in einem fortdauernden Briefwechsel mit vielen der geistreichsten Damen seiner Zeit. 1740 erschienen die beiden ersten Bände seiner Pamela, or virtue rewarded, in a series of familiar

letters, London, S, Die Geschichte gründet sich auf eine Thatsache. Der Vater des Grafen von Gainsborough belohnte die geprüfte Tugend der Elisabeth Chapman, Tochter seines Wildhüters, dadurch, dafs er sich mit ihr vermählte. Dieser Roman, in einer damals ganz neuen Manier geschrieben, wurde mit so grofser Begierde gelesen, dafs binnen einem Jahr 5 Auflagen vergriffen wurden. Weniger Beifall erhielt ein Anhang, den der Verfasser im folgenden Jahre unter dem Titel: Pamela etc. the II and IV Volume; by the editor of the two first, hinzufügte. 1748 traten die beiden ersten Bände der Clarissa ans Licht, denen bald noch 6 andere folgten. Clarissa, or the History of a young Lady, comprehending the most important concerns of private life, and particularly shewing the distresses that may attend the misconduct both of parents and children, London, 8. Dieser ebenfalls aus einer Reihe von Briefen bestehende Roman ist ohne Widerrede Richardson's Meisterstück. 1753 er schien the History of Sir Charles Grandison, London, vii Volumes, 8. Es wird uns hier ein Mann aufgestellt, der in Prüfungen mancher Art entschieden gut handelt, ein Mann von Religion, Tugend, Kraft und feinem Gefühl. Schade. dafs dieser belehrende Roman bis zu einer ermüdenden Weitschweifigkeit ausgesponnen ist. Wer übrigens den Charakter des Grandison ein unerreichbares Ideal nennt, verräth wenig Bekanntschaft mit dem edlen Verfasser. Während der Ausarbeitung dieses Werks wurden Richardson's Geisteskräfte oft so erschöpft, dafs er die Feder niederlegen musste. Als ein Mann ven den reizbarsten Nerven, die, wie Pope sagte, überall lebendig zitterten, wurde er von den Widerwärtigkeiten des wirklichen und des von ihm fingirten Lebens dergestalt angegriffen, dafs er mehrere Jahre vor seinem Tode an dem heftigsten Schwindel litt. Ein Schlagflufs endigte sein musterhaftes Leben im Jahr 1761. Er war zweimal verheirathet, und hinterliefs 4 Töchter*). Ausser den 3 angeführten grössern Werken, die 1783 von William Richardson, seinem Neffen und Nachfolger in der Druckerei, in 20 Octavs, bänden, nebst dem Leben des Verfassers und kritischen Bemerkungen über sein Genie und seine Schriften, vereint her

*) Mifs Anna Richardson, nach einigen Nachrichten, die einzige Tochter Richardson's, starb 1803 zu London in ihrem 67sten Jahre.

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ausgegeben worden sind, hat man von ihm mehrere kleinere Schriften, als Äsops Fabeln nebst Betrachtungen, einen Band freundschaftlicher Briefe u. s. w. Wir können hier nicht füglich ein Probestück aus seinen grössern Werken liefern, da es, aus dem Zusammenhange getrennt, dem Leser unverständlich seyn würde; wir wählen dafür das 97ste Stück des Rambler, einer von Johnson herausgegebenen, Zeitschrift, dessen Verfasser unser Richardson ist. Literarische Nachrichten von Richardson liefern der Brittische Plutarch Theil 7, und Bamberger in seinen biographischen und literarischen Anekdoten von den berühmtesten Grofsbritannischen Gelehrten des achtzehnten Jahrhunderts, Theil 1, S. 233 ff. Eine reichhaltige Quelle zu seinem Leben ist auch folgendes Werk: The Correspondence of Samuel Richardson, selected from the original manuscripts bequeathed by him to his family, and now first published: to which are prefixed a biographical account of that author, and observations on his writings, by Anna Lætitia Barbauld, 6 Vol. 8. London, Philips, 1804. Die Englischen Miszellen (16ter Band 3tes Stück, S. 141 u. ff.) liefern einen Auszug aus diesem Werke.

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O N

COQUETRY *).

Fecunda culpae secula nuptias

Primum inquinavere, et genus et domos:
Hoc fonte derivata clades

In patriam populumque fluxit **).

Horat. Carm. III, 6. 17-20.

Fruitful of crimes, this age first stain'd

Their hapless offspring, and profan'd

The nuptial bed; from whence the woes,

Which various and unnumber'd rose

From this polluted fountain head,

O'er Rome and o'er the nations spread.

Francis.

*) The Rambler numb. 97. Tuesday, February 19, 1751. **) Nach der Uebersetzung von Ramler:

Schon längst hat unser missethatschwangeres

Jahrhundert Ehen, Häuser und Stamm befleckt:
Aus dieser Quelle flofs Verderben

Ueber das Vaterland und die Völker.

The reader is indebted for this day's entertainment to an author from whom the age has received greater favours, who has enlarged the knowledge of human nature, and taught the passions to move at the command of virtue *).

SIR,

TO THE RAMBLER **).

When the Spectator was first published in single papers,

it gave me so much pleasure, that it is one of the favourite amusements of my age to recollect it; and when I reflect on the foibles of those times, as described in that useful work, and compare them with the vices now reigning among us, I cannot but wish, that you would oftener take cognizance of the manners of the better half of the human species, that if your precepts and observations be carried down to posterity, the Spectators may shew to the rising generation what were the fashionable follies of their grandmothers, the Rambler of their mothers, and that from both they may draw instruction and warning.

When I read those Spectators which took notice of the misbehaviour of young women at church, by which they vainly hope to attract admirers, I used to pronounce such forward young women Seekers, in order to distinguish them by a mark of infamy from those who had patience and decency to stay till they were sought.

But I have lived to see such a change in the manners of women, that I would now be willing to compound with them for that name, although I then thought it disgraceful enough, if they would deserve no worse; since now they are too generally given up to negligence of domestick business, to idle amusements, and to wicked rackets, without any settled view at all but of squandering time.

In the time of the Spectator, excepting sometimes an appearance in the ring, sometimes at a good and chosen play, sometimes on a visit at the house of a grave relation, the young ladies contented themselves to be found employed

Diese zur Einleitung dienenden Zeilen rühren von Johnson her. **) Name der Zeitschrift, welche Johnson herausgab; siehe weiter unten den Artikel Johnson,

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in domestick duties; for then routes), balls, assemblies, and such like markets for women were not known.

Modesty and diffidence, gentleness and meekness, were looked upon as the appropriate virtues and characteristic graces of the sex. And if a forward spirit pushed itself into notice, it was exposed in print as it deserved.

The churches were almost the only places where single women were to be seen by strangers. Men went thither expecting to see them, and perhaps too much for that only purpose.

But some good often resulted, however improper might be their motives. Both sexes were in the way of their duty. The man must be abandoned indeed, who loves not goodness in another; nor were the young fellows of that age so wholly lost to a sense of right, as pride and conceit has since made them affect to be. When, therefore, they saw a fair-one, whose decent behaviour and cheerful piety shewed her earnest in her first duties, they had the less doubt, judging politically only, that she would have e conscientious regard to her second.

With what ardour have I seen watched for, the rising of a kneeling beauty; and what additional charms has devotion given to her recommunicated features?

The men were often the better for what they heard. Even a Saul was once found prophesying among the prophets whom he had set out to destroy. To a man thus put into good-humour by a pleasing object, religion itself looked more amiable. The men-seekers of the Spectator's time loved the holy place for the object's sake, and loved the object for her suitable behaviour in it.

Reverence mingled with their love, and they thought that a young lady of such good principles must be addressed

Rout bedeutet fast eben das, was assembly heifst; vielleicht besteht der Unterschied nur darin, dafs rout eine grofse und gemischte, assembly aber eine mehr gewählte Gesellschaft bezeichnet. Man versammelt sich etwa gegen 10 Uhr des Abends, und die Gesellschaft dauert bis etwa 1 Uhr des Nachts, wenn keine Tafel gegeben wird. Die Hauptsache ist hier das Zusammentreffen mehrerer Personen. Uebrigens werden allerhand Erfrischungen umhergereicht. Nach Küttner im Journal London und Paris (1ster Jahrgang 21es Stück S. 16.) nennt man gegenwärtig so die Assembleen, wozu die Damen ausschliessend das Einladungsrecht haben.

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