Imágenes de páginas
PDF
EPUB

von großer Tragweite, wird von Montesquieu verschiedentlich vorgetragen. XIX, 26 schließt: »Nous avons vu, comment les lois suivent les mœurs; voyons à présent comment les mœurs suivent les lois «. So handelt nun das folgende Kapitel XXVII davon, »>comment les lois peuvent contribuer à former les mœurs, les manières et le caractère d'une nation«. »Elles (die Gesetze) doivent être relatives au physique du pays, au climat ..., à la qualité du terrain, à sa situation, à sa grandeur, au genre de vie des peuples ... Enfin, elles ont des rapports entre elles, elles en ont avec leur origine, avec l'objet de législateur, avec l'ordre des choses, sur lesquelles elles ont établies. C'est dans toutes ces vues qu'il faut les considérer «(I, 3).

So kann von einer Überlegenheit einer Staatsform an sich über eine andere keine Rede sein. Man kann in folgendem Satz aus I, 3 das allgemeine staatsrechtliche Prinzip Montesquieus finden: »...le gouvernement le plus conforme à la nature est celui dont la disposition particulière se rapporte mieux à la disposition du peuple pour lequel il est établi«. Er spricht es im gleichen Kapitel noch in anderer Formulierung aus und weist seiner naturalistischen Weltanschauung gemäß besonders auf die Bedeutung der physischen Faktoren: Klima, Boden, Terrain, Größe des Landes hin (vgl. obiges Zitat aus I, 3). Damit ist der Maßstab zur Beurteilung der Staaten und der entscheidende Gesichtspunkt für die Konstituierung einer neuen Regierung gefunden.

Es ist also grundsätzlich falsch, wenn man sagt, Montesquieu fordere die konstitutionelle Monarchie oder einen Monarchen als Inhaber der Exekutive, eine erbliche Aristokratie als Träger des einen Zweigs der Legislative o. dgl. Er dringt freilich auf Vereinheitlichung der Exekutive in einer Hand. Eine erbliche Aristokratie hält er an sich weder für wünschenswert noch schädlich. Sie ist aber als »pouvoir intermédiaire« unentbehrlich in einer Monarchie: »>La maxime fondamentale est: point de monarque, point de noblesse; point de noblesse, point de monarque...«1). »Autant que le pouvoir du clergé est dangereux dans une république, autant il est convenable dans une monarchie< (II, 4). »>Les patriciens qui étaient des parties nécessaires de la constitution du temps des rois en devinrent une partie superflue du temps des consuls « (XI, 13)2). Die Vorstellung eines demo1) Nach A. Wahl soll darunter verstanden werden, daß der Adel die unerläßliche Stütze gegen den Monarchen ist « (S. 130).

Gegen Wahl Montesquieu selbst, der in einem besonderen Kapitel untersucht, »combien la noblesse est portée a défendre le trône « (VIII, 9).

2) Die Eigentümlichkeit dieser Auffassung der römischen Geschichte steht hier nicht zur Diskussion.

kratischen König- oder Kaisertums lag Montesquieu fern. Monarch und Aristokratie kommen also für Exekutive und Legislative nur in Frage, wenn man sich für eine konstitutionelle Monarchie entschieden hat. Ob man das aber tut, ist das Ergebnis sorgfältiger Vorprüfung. Selbstverständlich ist ein willkürlicher Bruch mit der Tradition eines Landes (»les exemples des choses passées << XIX, 4) zu verwerfen. Eine gewisse Freiheit in der Wahl der Staatsform hat der Gesetzgeber nur dann, wenn er einem staatlichen Aufbau oder Wiederaufbau gegenübersteht. Die absolute Freiheit dagegen ist durch Abhängigkeit der Staatsform von materiellen und geistigen Faktoren ausgeschlossen. Allerdings hat Montesquieu eine gewisse Sympathie für die konstitutionelle Monarchie, aber nicht als Staatstheoretiker an sich, sondern als Bürger von Frankreich, der seinem Lande die freiheitlichen Institutionen des Nachbarvolkes wünscht1). Im übrigen zeigt er an anderer Stelle uneingeschränkte Bewunderung für die republikanische Regierungsform mancher antiken Staaten in bestimmten Perioden: »La plupart des peuples anciens vivaient dans des gouvernements qui avaient la vertu pour principe, et lorsqu'elle y était dans sa force, on y faisait des choses, que nous ne voyons plus aujourd'hui et qui étonnent nos petites âmes< (IV, 4). Nur die despotische Regierungsform als korrupt durch ihr Wesen weist er ab: »Le principe du gouvernement despotique ... est corrompu par sa nature « (VIII, 10).

Danach hätte man bei Schaffung einer Konstitution nur die Wahl zwischen gemäßigter Monarchie, demokratischer und aristokratischer Republik. Auf die Streitfrage, wem Montesquieu diese Gruppierung verdankt, und ob er sie konsequent durchgeführt hat, wird hier nicht eingegangen. Es muß aber zugegeben werden, daß er die Begriffe Demokratie und Republik nicht klar voneinander unterscheidet. Auch über die Fragen, die später viel Anlaß zum Streit boten, ob Repräsentation mit demokratischer Staatsform vereinbar sei, und ob hierdurch die Bedenken gegen die Größe einer Republik hinfallen, hat er sich nicht klar ausgesprochen. Wichtiger ist, daß Montesquieu für jeden der drei wesentlichsten Regierungstypen: Monarchie, Republik und Despotie, die treibenden Kräfte aufgesucht hat, die er als Prinzipien bezeichnet und zur Natur des Staates in Parallele stellt. Diese Prinzipien sind für jene drei Formen: Ehre, Tugend und Furcht.

Im Hinblick auf den Zweck dieser Untersuchung soll hier nur die Betrachtung des republikanischen Staatswesens eingehen

1) Coolidge (S. 32): »Montesquieu contrasting in his mind the helpless confusion of the three powers in France with their separation which he exaggerated in England, made his famous generalisation«.

der berücksichtigt werden. Sein bewegendes Prinzip ist also die Tugend. Montesquieu beschreibt sie als die wahre Bürgertugend, die rechte Staatsgesinnung, »qui se dérige au bien général« (III, 4). »>La vertu politique est un renoncement à soi-même, qui est toujours une chose très pénible.. On peut définir cette vertu l'amour des lois et de la patrie« (III, 5). Die echte republikanische Bürgertugend verbindet sich in der Demokratie mit der Liebe zur Gleichheit1): »L'amour de la démocratie est celui de l'égalité « (V, 3). Diese Tugend ist die Voraussetzung für ein gesundes republikanisches Staatswesen, namentlich für ein demokratisches. Geht sie verloren, so ist der Lebensnerv erkrankt: »Il ne faut pas beaucoup de probité, pour qu'un gouvernement monarchique ou un gouvernement despotique se maintienne ...; mais dans un état populaire, il faut un ressort de plus, qui est la vertu« (III, 3). »Ce qui ne signifie pas que dans une certaine république on soit vertueux, mais qu'on devrait l'être..., sans quoi le gouvernement sera imparfait « (III, 4). Wie diese Tugend Vorbedingung für Einrichtung einer Republik ist, so muß andrerseits bei der Gesetzgebung auf ihre Erhaltung und Stärkung hingewirkt werden. Ihre wesentlichen Merkmale sind neben Liebe zum Vaterlande und zur Gleichheit Verständnis für staatliche Einrichtungen und freudige Bereitwilligkeit zur uneigennützigen Mitwirkung in ihnen. Die wahre Republik muß sich ferner durch Reinheit der Sitten, Mäßigkeit und eine gewisse soziale Gleichheit auszeichnen. So handelt Kapitel V, 3 davon »comment on inspire l'amour de l'égalité et frugalité «. Aber ein Übermaß von Gleichheit, also mechanische Gleichmacherei, ist vom Übel. Wie jeder Staat muß sich die Republik vor den Extremen hüten: Tyrannei und Zügellosigkeit oder Anarchie. Die Gefahr der letzteren liegt in der demokratischen Republik zunächst vor. Bei ihrem Eintritt kann durch natürliche Reaktion die Tyrannei hervorgerufen werden.

Die Zivil- und Strafgesetze beanspruchen eine besondere Sorgfalt: »>Un législateur prudent prévient le malheur de devenir un législateur terrible« (VII, 16). Die Richtersprüche dürfen nur sorgfältige Interpretation der Gesetze sein. Jede Subjektivität ist eine Gefahr: »Plus un gouvernement approche de la république, plus la manière de juger devient fixe« (VI, 2). »Dans le gouvernement républicain, il est de la nature de la constitution que les juges suivent la lettre de la loi« (VI, 4). Ein Geist strenger Ge

1) Montesquieu hat bei seiner Schilderung der Republik vorwiegend die demokratische Form derselben im Auge, ohne sich jedoch auf diese zu beschränken.

setzlichkeit soll die Republik durchdringen. Die Strafgesetze seien human und der Natur des Vergehens angemessen. >>Dans ces états, un bon législateur s'attachera moins à punir les crimes qu'à les prévenir « (VI, 5). »Parce que les hommes sont méchants, la loi est obligée de les supposer meilleurs qu'ils ne sont« (V, 17).

Das republikanische Ideal beeinflußt auch die wirtschaftliche Gesetzgebung. Gesetze gegen den Luxus können erforderlich werden. Hohe Entschädigungen und Belohnungen sind zu vermeiden. Die indirekten Steuern sind zu bevorzugen, da die direkten Abgaben leicht als Unfreiheit empfunden werden und zu lästiger Kontrolle führen. Sklaverei ist einer Demokratie unangemessen. Bei Aufhebung derselben muß vorsichtig und allmählich vorgegangen werden. Wie im politischen, so ist auch im sozialen Leben die organische Entwicklung der hastigen und gewaltsamen Reform vorzuziehen.

Am deutlichsten muß sich der republikanische Geist in den eigentlich staatsrechtlichen Fragen geltend machen. In der Demokratie ruht die ouveränität selbstverständlich beim Volke: »Lorsque, dans une république, le peuple en corps a la souveraine puissance, c'est une démocratie« (II, 2). Die Souveränität wird mittels des Stimmrechts ausgeübt. Die Gesetze hierüber sind darum von fundamentaler Bedeutung: »Les lois qui établissent le droit de suffrage, sont donc fondamentales dans ce gouvernement. En effet, il est aussi important, d'y régler comment, par qui, à qui, sur quoi, les suffrages doivent être donnés...« (II, 2). Öffentliche Abstimmung ist vorzuziehen, da sonst Bestechungen begünstigt werden. Alle Beamten, auch Offiziere und Richter, werden am besten vom Volke gewählt: »Les ministres ne sont pas à lui, s'il ne les nomme: c'est donc une maxime fondamentale de ce genre que le peuple nomme ses ministres, c'est-à-dire ses magistrats...; il est très capable d'élire un général...; en voilà assez pour qu'il élise un préteur... Si l'on pouvait douter de la capacité naturelle qu'a le peuple pour discerner le mérite, il n'y aurait qu'à jeter les yeux sur cette suite continuelle de choix étonnants que firent les Athéniens et les Romains...« (II, 2). Je einflußreicher ein Amt, je kürzer ist seine Dauer zu bemessen: »Dans toutes magistratures, il faut compenser la grandeur de la puissance par la brièveté de la durée « (II, 3). Die Militärhoheit wird am besten der Exekutive übertragen. Ein Heer aus Berufssoldaten ist gefährlich: »Mettra-t-on sur une même tête les emplois civils et militaires? Il faut les unir dans une république et les séparer dans la monarchie. Dans les républiques il serait dangereux de faire de la possession des armes un état particulier, distingué de celui qui a les fonctions civiles...« (V, 19).

Das Staatsprinzip beherrscht ebenso alle andern Gebiete des öffentlichen Lebens. Da politische und soziale Moral die Grundlage der idealen Republik sind, muß hier dem Erziehungswesen besondere Sorgfalt zugewandt werden: »C'est dans le gouvernement républicain que l'on a besoin de toute la puissance de l'éducation<< (IV, 5). Im Falle von Korruptionserscheinungen muß man das staatliche Leben auf sein ursprüngliches Prinzip zurückführen, d. h. man muß in der Republik die Tugend zu beleben suchen, »rappeler les hommes aux moeurs anciennes, c'est ordinairement les ramener à la vertu« (V, 7).

Das republikanische Prinzip gibt auch den Beziehungen zu andern Staaten ein besonderes Gepräge. Die Demokratie ist einem kleinen Lande angemessen. Große Republiken sind mög. lich durch Föderation einer Anzahl kleiner. Diese Gebilde vereinigen die Vorzüge der Monarchieen und Republiken, geben Schutz nach außen und verbürgen den Frieden im Innern: >>Si une république est petite, elle est détruite par une force étrangère, si elle est grande, elle se détruit par un vice intérieur... Une manière de constitution qui a tous les avantages intérieurs du gouvernement républicain et la force extérieure du monarchique; je parle de la république fédérative« (IX, 1). Monarchieen haben eine Tendenz zu äußerer Ausdehnung. »>L'esprit de la monarchie est la guerre et l'aggrandissement « (IX, 2). Republiken sind von Natur friedlich.

...

So sieht das Idealbild der wahren Republik aus. Das bedeutet noch keine Sympathie Montesquieus für diese oder jene wirkliche Republik. Da diese Staatsform die höchsten Anforderungen an Moral und Vernunft stellt, werden die Vorbedingungen für Begründung derselben nach Montesquieu am schwersten zu erfüllen sein. Im Durchschnitt, so meint er, bevorzugen die nordischen und protestantischen Völker mit stärkerem Unabhängig. keitssinn die republikanische Staatsform: »que la religion catholique convient mieux à une monarchie Les peuples du Nord ont et auront toujours un esprit d'indépendence et de liberté.... (XXIV, 5). Jedenfalls ist also auch von einer grundsätzlichen Parteinahme Montesquieus für die Monarchie keine Rede. Er spricht mit einer gewissen Ironie von der Voreingenommenheit (»les passions et les préjugés) vieler Schriftsteller: »Harrington ne voyait que la république d'Angleterre, pendant qu'une foule d'écrivains trouvait le désordre par-tout, où ils ne voyaient point de couronnes << (XXIX, 19). Wenn nun auch außer der Despotie, die Montesquieu bekanntlich grundsätzlich ablehnt, alle Staatsformen ihre Licht- und Schattenseiten haben, gibt es jedoch ein Merkmal, das einen entscheidenden Vorzug darstellt, aber an

« AnteriorContinuar »